Frieden

Dieter Steinecke, Vorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Sachsen-Anhalt

Frieden ist in unserer Zeit gefährdet, wird mit Füßen getreten überall dort, wo uns Ungerechtigkeiten gleichgültig lassen, wo wir unsere Hände in Unschuld waschen, statt zu handeln.

Angesichts der Toten in Syrien, der menschlichen Katastrophen im Jemen und auf der Insel Lesbos, Flüchtlingen eine Zuflucht zu geben, hilfreich zu sein, heißt auch den Ermordeten 1016 vom April 1945 in ihrer Aufforderung nach Frieden und Freiheit gerecht zu werden.

Die zwei Weltkriege hinterließen unermessliche Zerstörung und unfassbares Leid. Er kostete Millionen Menschenleben. Einfach zu viel.

Die Menschheit hatte den Boden unter den Füßen verloren. Kriegsgräberstätten mit ihren scheinbar unendlichen Gräberreihen lassen die Besucher erschauern.

Aber sie erklären nichts! Deshalb gestalten wir die Friedhöfe zu Lernorten um, ohne ihnen den Charakter als Stätten der individuellen Trauer zu nehmen.

Wer sich mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt, weiß auch, wohin es führt, wenn ewig Gestrige versuchen, das Gestrige ewig zu machen und Nationalismus und Fremdenhass das Wort reden.

In Halle wurde dies am 9. Oktober 2019 in erschreckenderweise vor Augen geführt und hatte seine Fortsetzung in Hanau.

In einer Zeit, in der Nationalismus, Antisemitismus und Extremismus zu neuen Spaltungen führen können, ist unsere gemeinsame Friedensarbeit von unschätzbarem Wert für unser Land, unsere Stadt und für unser Europa.

Demokratie und Frieden brauchen Mut – aber der Mut lohnt sich, denn er schafft die Grundlage für ein menschliches und menschenwürdiges Leben.

Einen Frieden in Recht und Freiheit.

Die Kriegsgräberstätten dieser Welt zeigen, was auf dem Spiel steht, wenn uns dieser Mut verlässt.

Die Ewiggestrigen wollen das Gestrige ewig machen.

Ich fordere deshalb heute neuerlich auf, aus der Geschichte zu lernen, um nachkommende Generationen damit Orientierung zu geben für eine friedliche und gerechte Welt.

Die Rechtsextremen sprechen ja gerne davon, Deutschland müsse sich aus der Vergangenheit befreien. Einen Schlussstrich wird und kann es aber nicht geben. Wir können das Erbe unserer Vergangenheit nicht ignorieren oder ausschlagen. Vergangenheit gibt es nur als Ganzes.

Der Frieden braucht Mut!

Frieden braucht Offenheit, Beharrlichkeit und Vertrauen – im Gebet und Engagement für eine friedliche Welt.

Zu diesem Engagement gehört auch, die Ursachen von Kriegen zu verstehen. Schuld zu benennen und sie einzugestehen. Eine verdrängte Vergangenheit oder eine verordnete Versöhnung werden hingegen scheitern.

Wir gedenken deshalb heute der 1016 ermordeten Häftlinge vom April 1945, an das unendliche Leid eines furchtbaren Krieges und verneigen uns in Ehrfurcht vor ihnen.

Wir erinnern und machen diese Erinnerung fruchtbar, indem wir Aufstehen gegen den Wahnsinn der Kriege, der Ungerechtigkeiten und der brutalen Intoleranz!

Nicht erst wenn es zu spät ist – jetzt, heute, beständig!

Kriege haben noch nie tatsächliche oder vermeintliche Probleme gelöst. Immer wieder waren und sind Kriege Ausgangspunkte neuen Unfriedens, neuer Konflikte, neuen Hasses!

Ich frage mich und ich frage Sie:

„Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?!“

Lassen Sie uns in Stille der Toten Gedenken.

Zum Schluss aus gegebenem Anlass eine Botschaft an alle, die die Gedanken zum 75. Jahrestages des Massakers von Gardelegen gelesen haben: Gott mach´ uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit. Lasst uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist, aus deinen Händen. Bleibt alle behütet und gesund und feiert Ostern, das wichtigste Fest der Christenheit auf unserer Welt.

Hinterlasse einen Kommentar